Dienstag, 11. Januar 2011

Westforumslager 2011 „Mut tut gut“


"Halb Sieben an unserem Bauwagen treffen wir uns!" habe ich zu den Chaoten meiner Rotte gesagt. Es war zu erwarten, dass mich am Freitag alle separat anriefen, um zu fragen, wann und wo wir uns doch noch mal treffen wollten. Aber geduldig wie ich nun einmal bin, erklärte ich es noch mal jedem einzeln: "Halb Sieben am Bauwagen!"
Wie zu erwarten war, stand ich um halb Sieben alleine vor unserem Bauwagen.
Aber wie gesagt ich bin geduldig und zerrte schon mal Kohtenmaterial und Gegenstände aus dem Wagen raus, die wir für unsere zu organisierende Mutproben am Lager benötigten, beziehungsweise planten sie zu benutzen.
Glücklicherweise musste ich nicht allzu lange warten. So gegen Sieben Uhr trudelten dann alle langsam ein. Ich bin Schlimmeres gewohnt. Da waren wir dann um halb acht mit zwei voll bepackten Autos on the Road, noch ein kurzer Abstecher zur Tanke, Kippen kaufen, Reifendruck auf Vollbelastung anpassen und dann los auf die Autobahn. Das Planungslager des Westforums für das 100 jährige Jubiläum der freideutschen Jugend am Hohen Meissner 2013 ruft!

So gegen kurz nach Acht erreichten wir dann den abgelegenen Lagerplatz in Windhagen.
Freudestrahlend bemerkten wir, dass der Großteil der Aufbauarbeiten bereits erledigt war. So haben wir das gerne. Danach bemerkten wir höchst erfreut eine gigantische Feuerstelle mit einem genauso gigantischen schwenkbaren Grillrost. Da freuten sich die Fleischfresser auf ihr Nackensteak, ich freute mich auf meine Tofuwürstchen. Nach dem Umgucken kam das feuchtfröhliche Begrüßen. Dann haben wir auch mal unseren Lagerbeitrag geblecht und bekamen als Geschenk dafür ein Plastik-Osterei mit Schnur zum an den Weihnachtsbaum hängen. Verrückte Welt.

Nach und nach versammelten sich alle um das mittlerweile lodernde Paletten-Feuer. Wobei es einigen einfach nie warm genug wurde und diese Leute immer mehr Paletten drauf werfen mussten. Ich glaube, ich habe Sonnenbrand von diesem Höllenfeuer bekommen. Viel lief an dem Abend leider nicht mehr. So gegen Mitternacht war leider schon Sense. "Naja, lasst die alten Menschen schlafen," dachten wir uns und schrammelten noch ein paar Liedchen vor uns hin bis uns dann auch der Schlaf überkam.

Am nächsten Morgen weckte uns dann die Morgenrunde, bei der wir mit etwas Verspätung auch eintrudelten. Tagesplan heute: Geländespiel. In Waldorfschulmanier wurden dann alle in Familien eingeteilt, genauer gesagt in Schmidts, Meiers und Müllers in allen erdenklichen Schreibvarianten. Es war vorherzusehen, dass das in einem riesigen Chaos enden musste, aber das war ja auch der Sinn des Spiels.
Es handelte sich letztendlich um einen Stationslauf, bei dem es darum ging von Staffellauf, über Gedichte schreiben bis hin zu Geschichtsbücher über mutige Menschen wälzen alles abzuarbeiten und möglichst viele Punkte zu ergattern. Besonders viel Lob erntete Schlotti mit seiner Seil-Schwing-Station, die einigen Ärger, einen gebrochen Finger bei einem Pimpf und eine gequetschte Hand meinerseits verursachte.
Als dann die Sonne am Zenit stand packte ich mein umwerfendes Sportgerät namens "Indiaca" aus und wir nutzten das super Wetter und tobten uns ein bisschen aus. Danke an Panama für seine mobile Limo-Bar, das war wirklich ein erfrischender Luxus.
Wau revolutionierte am gleichen Nachmittag die bündische Landschaft mit einem Spiel der besonderen Art: Laser-tag. Das sah dann letztendlich so aus, dass den ganzen Tag Pimpfe aller Altersklassen mit blinkenden und lärmenden Plastikgewehren herumliefen und sich abschossen. Ich glaube in 20 Jahren wird sich niemand mehr ein Lager ohne diese Freizeitbeschäftigung vorstellen können.

Als es dann langsam dunkel wurde versammelten sich alle in der Jurtenburg.
Dort wurde dann das Ergebnis des Geländespiels bekanntgegeben. Überraschenderweise hießen die Gewinnerfamilien Müller und Schmidt. Wer hätte das gedacht.
Dann wurde auch wieder ein neues Palettenfeuer entfacht, und auch schon wieder wurden Tonnen an Holz verbrannt und ich schwitzte mir einen ab, weil immer jemand nachgeschmissen hat. Kleiner Tipp an die Schöpfer dieses Höllenfeuers: Wenn ihr friert zieht euch bitte etwas über eure Ledershorts, anstatt ne Sauna aus der Jurte zu machen!

Im Laufe des Abends ging es musikalisch doch wirklich heiß her, jeder konnte sich einbringen und so lief das Lieder-Karussell bis spät in die Nacht. Als dann die Sonne aufging legte ich mich so langsam mal schlafen, denn für den nächsten Morgen waren unsere Mutproben eingeplant, über die wir uns leider immer noch keine wirklichen Gedanken gemacht hatten. "Das läuft schon irgendwie." Sagte ich mir typisch optimistisch.

In der Morgenrunde machte ich die Pimpfenmeute mit meinen umwerfenden Ankündigungen schon mal heiß auf ein paar unvergessliche Abenteuer. Nach der Morgenrunde habe ich mir dann mit meinen Rottenkollegen kurz den Kopf zerbrochen, wie diese Mutproben denn genau aussehen sollten, die in 15 Minuten stattfinden sollten. Aber auf unser Improvisationstalent ist immer verlass, also bauten wir kurz ein paar Stationen auf, unterbrachen dann aber, weil uns eine frohe Botschaft verkündigt wurde: Der Herr ist gekommen und hat eine riesigen Eiswagen dabei! Nach gefühlten zwei Stunden in der Schlange durfte ich mir dann auch eine kühle Leckerei aussuchen. Mit dem Eis in der Hand stürzte ich mich wieder auf unsere Arbeit: Wir spannte hier die Slag-Line zwischen den Bäumen, stellten da ein paar Bänke hin, und fertig war der Abenteuerspielplatz.
Die Resonanz der Pimpfe schien mir positiv, welcher Pimpf liebt es denn nicht dem anderen mit einem Sack auf die Birne zu hauen und dabei auf einem Balken zu balancieren?
Als das geschafft war, flogen auch schon die Sektkorken: Die Vernissage war eröffnet! Mit Kaffe, Kuchen und Sekt begutachteten alle interessiert die Werke des Vortages: Portraits mutiger Menschen bei denen von den Scholl-Geschwistern bis zu Gandhi alle vertreten waren, außerdem die vielen Gedichte, die am Vortag von allen geschrieben wurden. So ein kultiviertes Beisammensein bin ich gar nicht gewohnt, freute mich aber über die Abwechslung.
Nach einem gepflegten Sonnenbad und einer finalen Terminbesprechung mit allen zusammen packten wir am Sonntagnachmittag wieder die Koffer, denn wir mussten wieder auf die Piste. Schließlich macht sich die Arbeit am Montag nicht von selber.

Nach diesem ereignisreichen Wochenende voller Bewegung habe ich das Gefühl etwas geschafft zu haben und das Meißnerlager 2013 scheint schon ein bisschen näher gerückt und ein wenig greifbarer zu sein.
Bis zum nächsten Meissner-Planungs-Treffen im November!

Smiegel vom Zugvogel